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PFF-OÖ beim weltweiten Klimastreik am 23.10.2022

weltweiter Klima-Streik in Linz: Die Trotzphase der Verweigerung

  • Beitrags-Kategorie:Oberösterreich

Wir haben auch diesmal mit unserem Banner die Klima-Demo begleitet:

Unser “Franz For Future” hat zudem mit einem Redebeitrag geglänzt:

Diesen Sommer hat auch der letzte Schnarchsack gemerkt, dass es nicht nur einen Klimawandel gibt, sondern dass er sich auch krisenhaft auswirkt. Die Natur eskaliert, jedoch nicht die Politiker. Sie befinden sich immer noch in der Phase der trotzigen Verweigerung, den Klimawandel als Problem anzuerkennen. Es besteht bei vielen noch der Glaube, dass ein paar sanfte Klimaschutzmaßnahmen und einige Anpassungen es ermöglichen, weiterleben – und vor allem weiter wirtschaften – zu können wie bisher. Ausdruck findet dies in typischen Phrasen:

In der Trotzphase der Verweigerung will man “Übergangsfristen”, je länger, desto besser, denn die Wirtschaft muss sich ja vorbereiten und die Bürger müssen mitgenommen werden. Tatsächlich sind Wirtschaft und Bürger schon viel bereiter für Veränderungen als die Politiker das glauben. Auf der Bremse stehen die Politiker. Sie müssen mitgenommen werden. Das ist einer der Gründe, warum wir heute hier sind.

In der Trotzphase der Verweigerung liebt man “Brückentechnologien”, also z.B. ein Investieren in LNG-Infrastruktur oder die von der EU als „grün“ eingestufte Atomenergie oder Hybridmotoren. Früher montierten Eltern ihren Kindern, die Radfahren lernen wollten, „Stützräder“. Heute weiß man, dass diese Brückentechnologie das Erlernen des Gleichgewichthaltens lange hinauszögert. Nicht selten sah man Volksschulkinder noch mit Stützrädern fahren.
Brückentechnologien sind keine kurzfristigen Provisorien, sondern zementierte Schritte in die falsche Richtung.

In der Trotzphase der Verweigerung hält sich hartnäckig der Glaube an “Grünes Wachstum”. Tatsächlich wachsen nur Pflanzen grün – und diese sind Lebewesen und sterben am Ende ihres Lebens. Wirtschaft wächst auch mit einem grünen Mantel wie Krebs und zerstört den Planeten.

Eine Partei propagiert in Oberösterreich, dass wir im “Land der Möglichkeiten” leben: Sie wollen Infrastruktur zu Verfügung stellen und alle anderen dürfen Möglichkeiten nutzen. Da wäre sogar Klimaschutz möglich. Tatsächlich ist das nur die trotzige Verweigerung, Verantwortung zu übernehmen. Ein Plan, wohin es gehen soll, und eine Richtung, wohin sich die Wirtschaft und die Gesellschaft entwickeln sollen, ist darin nicht enthalten. Dies würde ein Klimaschutzgesetz gewährleisten. Doch ein solches wird von genau dieser Partei hartnäckig blockiert, denn sie wollen ja Möglichkeiten, keine Verpflichtungen. Dabei übersehen sie, dass die Möglichkeiten durch Dürren, austrocknende Seen, Vermurungen, Überschwemmungen, Artensterben, Bodenversiegelung abnehmen. Möglichkeiten erhalten, das bedeutet: Klima schützen!

Es ist Zeit, der Trotzphase zu entwachsen.
Es ist Zeit, sich ohne Stützräder mutig an Systemänderungen zu wagen.

Klimaschutz sind nicht einzelne Maßnahmen auf politischer Ebene und einzelne Entscheidungen auf privater Ebene. Das ist Greenwashing. Klimaticket und Klimabonus sind nett, wir benötigen aber Maßnahmen, die strukturelle Probleme des Wirtschaftens lösen.
Es geht nicht darum, einzelne Teile unseres gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systems durch klimafreundliche Alternativen zu ersetzen. Vielmehr: Es muss das System als Ganzes verändert werden. Klimaschädliche Subventionen haben darin keinen Platz mehr.
Es müssen nicht nur Autos mit Verbrennungsmotoren durch E-Autos ersetzt werden. Vielmehr: Es muss der Individualverkehr ersetzt werden.
Wir müssen nicht nur individuell weniger Fleisch essen. Vielmehr: Es muss weniger Fleisch produziert und die Landwirtschaft umstrukturiert werden.
Die Containerschiffe müssen nicht nur mit Wasserstoff oder synthetischen Kraftstoffen betrieben werden. Vielmehr: Es muss der Außenhandel massiv weniger werden, vor allem der Import von Waren aus Übersee.
Es muss nicht nur Plastik gespart werden. Vielmehr: Es muss der Verbrauch aller Ressourcen reduziert und Kreislaufwirtschaft etabliert werden.

Beim Austrian World Summit in Wien am 14. Juni 2022 saßen Luisa Neubauer und Jan Jenisch, CEO des Zementkonzerns Holcim, gemeinsam am Podium. Letzterer äußerte, dass Holcim daran arbeitet, bis 2050 klimaneutral zu werden. Luisa Neubauer konterte, dass er eigentlich anstreben sollte, dass seine Firma in den nächsten zwei, drei Jahren überflüssig wird.

Ihr versteht? Es geht um einen Systemwandel, nicht um weitere Jahrzehnte „don’t change a running system“.

Die deutsche Journalistin und Buchautorin Sara Schurmann sagte in einem Interview: “Wenn wir unsere Lebensgrundlagen erhalten wollen, müssen wir innerhalb dieses Jahrzehnts einen Großteil der nötigen Transformation hinter uns bringen. Das werden wir nicht schaffen, indem wir darauf hoffen, dass innerhalb von acht Jahren neue Technologien erfunden und global implementiert werden. Wir müssen uns also fragen: Was ist uns wichtig? Heute in den Urlaub zu fliegen und täglich Fleisch zu essen oder in den kommenden Jahren eine stabile Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser zu haben und ein Zuhause, das nicht ständig von Stürmen, Fluten, Dürren oder Waldbränden bedroht wird? Wenn man die Illusion aufgibt, dass man beides haben könne, fühlt sich eine Urlaubsreise mit dem Zug oder ein vegetarischer Burger für viele Leute vermutlich gar nicht mehr wie Verzicht an.”

Was ist uns wichtig? Was ist euch Politikern wichtig? Wie Dreijährige in der Trotzphase der Verweigerung zu verharren oder zu tun, was getan werden muss?

© FranzForFuture 2022