"Es ist passiert!" (3.3.2023)

Es ist passiert. Es kam, wie es kommen musste. Meine Tochter hat eine Nachprüfung. Das heißt, ihre Leistung während des Schuljahrs war „Nicht genügend“, sie beherrscht nur knapp die Hälfte des Stoffs und muss über die Sommerferien nachlernen.

Gut, eine Woche gönne ich ihr Ferien, aber in den restlichen 7 Wochen wird gebüffelt. Eine Überschlagsrechnung ergibt: 48 Prozent des Stoffs muss sie nachholen.
An diese große Aufgabe kann man natürlich auf verschiedene Weisen herangehen. Meine Tochter hat da so ihre eigene Idee: „Papa, ich mache ganz normal Ferien und am letzten Ferientag wird es dann eine technische Innovation geben, die den ganzen Stoff in meinen Kopf uploadet!“
Nichts da. Es ist zwar schön, an Wunder zu glauben, aber bis ein solches eintritt, wäre ein wenig Vorleistung gar nicht schlecht.

Dann kam ein seltsames Argument: „Papa, ich habe einen chinesischen Mitschüler, der lernt auf die Nachprüfung erst ab Mitte August.“ „Mag sein, liebe Tochter, den nehmen wir uns aber jetzt nicht als Vorbild. Und vielleicht kannst ja du ihm gegen Ende der Ferien unter die Arme greifen?“ „Ja… Er hat ja auch viel mehr zu lernen als ich.“ „Das heißt, liebe Tochter, du hast viel weniger Stoff? Na dann wird es doch ein Klacks für dich sein, das Wenige zu lernen!“

Jetzt war sie überzeugt. Dennoch, für 48 Prozent in 7 Wochen, da braucht man eine Strategie. Hm. „Tochter, wie isst man einen Elefanten?“ „Papa? Keine Ahnung.“ „Natürlich scheibchenweise. Wie eine Wurst. Stück für Stück.“ „Ach, Papa…“ Eine logische Strategie wäre also „jede Woche 7 Prozent“. Damit überfordert sie sich nicht und auch meine Nerven werden geschont. Und womit beginnen? Natürlich mit den großen, unangenehmen Dingen. Da freut man sich dann, dass man sie schon geschafft hat. Und man kann aufbauen, anknüpfen und zurückgreifen.

Natürlich, sehr wichtig ist es auch, am Ende jeder Woche zu wiederholen. Also immer wieder überprüfen, ob das Zwischenziel erreicht wurde. Falls nicht, nachbessern. Das Fehlende nachlernen. Und dann geht’s in der nächsten Woche an die nächsten 7 Prozent. „Was hältst du davon?“ „So machen wir’s.“ „Wir?“ „Ich. So mach ich’s.“

Die EU gibt vor: Minus 48 Prozent Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030. Das Land Oberösterreich hat sich schon einen Überblick über den Stoff verschafft. Eine gute Voraussetzung. Der Titel dieses Maßnahmenkatalogs ist leider Etikettenschwindel: „Die oberösterreichische Klima- und Energiestrategie“. Eine Strategie, wie das Ziel und vor allem auch Zwischenziele erreicht werden sollen, ist darin nämlich nicht enthalten. Die beste Strategie wäre, wie wir bereits wissen: Während 7 Jahren jedes Jahr minus 7 Prozent. Und am Ende jedes Jahres das Zwischenziel überprüfen und gegebenenfalls nachschärfen, um im nächsten Jahr die nächsten minus 7 Prozent zu schaffen.

Womit beginnt man? Natürlich mit Maßnahmen, die unmittelbar, also im Jahr 2023 viel bringen und gewährleisten, am Ende des Jahres tatsächlich 7 Prozent eingespart zu haben. Dummerweise sind derartige Maßnahmen in der „Klimastrategie“ nicht enthalten. Es gäbe sie: Ein IG-L-Tempolimit auf allen oberösterreichischen Autobahnen. (Jeder Landeshauptmann kann gemäß dem "Immissionsschutzgesetz-Luft" Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Autobahnen und Schnellstraßen verordnen.)
Weiters helfen Beschränkungen des Flugverkehrs sofort. Eine weitere Maßnahme wäre der Stopp von großen Bauprojekten, etwa Autobahnen. Und das Streichen von klimaschädlichen Subventionen würde sofort CO2 und Geld sparen. Es wäre ein Leichtes, in Oberösterreich den Einbau von Gasheizungen in Neubauten zu untersagen. Suche nach und Erschließung von neuen Erdgas-Vorkommen müssen sofort verboten werden. Und natürlich müssen heuer noch ein paar Windräder aufgestellt werden. Je mehr, desto besser.

„Papa! Ich hab‘ die Nachprüfung geschafft!“ „Super! Das müssen wir feiern! Und dein chinesischer Mitschüler?“ „Ich konnte ihm zwar helfen, aber er wird die Klasse wiederholen. Er meinte, mit meiner Strategie wird er es beim Nebentermin sicher schaffen.“

Also, liebe oberösterreichische Politiker/innen: wir haben Anfang März, die erste Ferienwoche ist zu Ende. Los geht’s mit den ersten minus 7 Prozent!

© FranzForFuture 3.3.2023